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Live, in Farbe, unverfälscht

Ein warmer Frühlingstag. 20 Grad und Sonnenschein. Ich sitze am Strand, meine hochgekrempelten Hosenbeine sind durchnässt, an meinen Beinen klebt Salz und Sand. Ich lasse meinen Blick durch die Umgebung schweifen, hin und her, schaue mir alles ganz genau an. Auf dem Handy sind mittlerweile genug Bilder, es bleibt jetzt in der Tasche. Ich will alles mit eigenen Augen sehen: Den kilometerlangen Strand, der mit unzähligen Muscheln übersäht ist, das Meer, welches in vielen verschiedenen Blautönen schimmert, die Wellen, die in regelmäßigen Abständen die Fuß- und Pfotenabdrücke der Spaziergänger wegspülen und den Sand als eine glatte, makellose Oberfläche zurücklassen. Aber es gibt hier noch so viel mehr zu realisieren, noch andere Sinne zu nutzen. Zwischendurch schließe ich meine Augen, um für eine Weile dem Rauschen der Wellen und dem Säuseln des Windes zu lauschen. Ich vergrabe meine Hände und Füße im Sand, der so weich ist, dass man ihn mit Samt verwechseln könnte. Ich spüre den Wind in meinen Haaren, atme ein, lasse die frische Meeresluft durch meine Lungen strömen und atme sie wieder aus, nur um neue hereinzulassen. Meine Sinne nehmen auf, was keine Kamera der Welt festhalten kann. Zumindest nicht so. So intensiv, so überwältigend, so real. Das hier ist real, ich bin wirklich hier, erlebe all das live und in Farbe. Ich sehe es mit meinen eigenen Augen, höre es mit meinen eigenen Ohren. Es ist meine Haut, die all das spürt und diese Luft strömt durch meine Lungen. Ich bin hier, höchstpersönlich. Dieses Bild ist in meinem Kopf gespeichert, nicht auf meinem Handy. Es befindet sich in meiner Erinnerung, nicht in meinen Snapchatmemories. Ja, dort befinden sich ebenfalls Bilder, viele sogar. Aber dieses Bild, genau dieses, ist real. Es ist überall, oben, unten, links, rechts. Es umgibt mich, ich bin ein Teil davon. Hier, an diesem Ort.  Natürlich kann man auf den Auslöser drücken und Fotos hiervon schießen. Tolle Fotos, ja – sie sind wunderschön, beeindruckend. Doch das kommt nicht von den Fotos selbst. Das Motiv an sich ist es, das so wunderschön und beeindruckend ist. Ohne dieses Motiv wären die Fotos gar nichts – und ich habe das Glück, hier zu sein und es mit eigenen Augen zu sehen. Live, in Farbe, unverfälscht. In unzähligen verschiedenen Perspektiven und Winkeln, die nichts mit der Kamerahaltung zu tun haben. Meine Augen sehen, meine Ohren hören, meine Haut fühlt, meine Lungen atmen. Das alles hier. Jetzt. In Echt. 

 

3 Comments

  • Dem Wind entgegen

    Das hast du so so schön geschrieben, für einen Moment war ich mit dir dort!

    Ich mache das mittlerweile genau wie du. Ich genieße den Moment dort wo ich gerade bin. Am Meer, im Wald oder auf einem Konzert. Ich mache meißtens ein ERinnerungsfoto. Nur eins, damit ich darauf blicken kann und mich an das erinnere was meine Augen gesehen haben 🙂

    Ich wünsche Dir einen gemütlichen Abend und morgen einen tollen Start in die neue Woche!
    Liebste Grüße an Dich! ♥ Saskia von Dem Wind entgegen

    • Krissisophie

      Vielen Dank <3 Ja, es ist wirklich wichtig, den Moment zu genießen. Klar kann man Fotos machen (mach ich fast immer), aber dabei sollte man nicht vergessen, alles auch mit den eigenen Augen anzuschauen 🙂

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