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232 Meter über dem Meer

Es gibt unzählige wunderschöne Orte auf der Welt – ein Leben ist viel zu kurz, um sie alle zu besuchen. Ich habe zur Zeit das Glück und das Privileg, herumreisen und viele dieser Orte entdecken zu dürfen. Jeder davon hat seinen eigenen Charme, und seine Art, mich zu faszinieren, zu beeindrucken, mir den Atem zu rauben. Einer davon hat sich ganz besonders tief in meine Erinnerung gebrannt: Die Spitze des Mount Maunganui, einem 232 Meter hohen Berg, der seit 2,35 Millionen Jahren über Tauranga in der heutigen Region Bay of Plenty thront. Letzten Samstag haben wir uns bei über 20 Grad und Sonnenschein bis ganz nach oben gekämpft – und wurden reichlich belohnt. Die Aussicht war absolut fantastisch, atemberaubend, fast schon surreal. Wir haben glaube ich so ziemlich den besten (und auch gefährlichsten) Platz entdeckt, um uneingeschränkte Sicht auf die Stadt, den Strand und das Meer am Fuße des Berges zu haben. Ich war so gefesselt von dem Anblick, dass ich gar nicht mehr gehen wollte. Ich kann mich jetzt noch vor meinem inneren Auge sehen: Ich stehe einfach nur da, auf dieser felsigen, ungesicherten Aussichtsplattform und genieße die fantastische Aussicht. Schaue mir alles an, einfach alles. Die Häuser und Straßen der Stadt, die wie ein Spielzeugmodell wirkt. Den ewig langen Sandstrand, voll mit Menschen, die von oben so winzig aussehen, an Stecknadelköpfe erinnern. Das weite Meer, welches in der Sonne glitzert und in zig verschiedenen Tönen von Hellblau über Türkis bishin zu sattem Dunkelblau schimmert. Ich kann den Wellen beim Entstehen zusehen. Das Wasser erscheint ruhig, doch dann, plötzlich, bildet sich weißer Schaum darauf und verwandelt sich in eine Welle, die immer weiter wächst und wächst, dann endlich den Strand erreicht und über dem Sand zusammenbricht. Das Wasser zieht sich zurück und das Schauspiel beginnt von vorne. Ich lasse meinen Blick weiter wandern, zu den zerklüfteten Felsen, umgeben von Wasser. Die meisten sind komplett davon bedeckt, doch einige der höheren Felsen durchbohren die Wasseroberfläche, ragen darüber hinaus. Mein Blick trifft die Boote und kleinen Schiffe, die unterwegs sind. Die Menschen an Bord sind nicht erkennbar, dafür sind sie einfach zu weit weg. Ich schaue noch weiter in die Ferne, doch kann kaum etwas sehen. Den Umriss eines einzelnen Berges, der Rest ist in Wasserdampf gehüllt, der dicht ist wie Nebel und den Anschein erweckt, es gäbe dahinter weder Meer noch Himmel. Mein Blick schweift wieder über das Wasser und die Wellen, wandert immer weiter nach hinten, bis er den Horizont erreicht. Die Linie, die Wasser von Himmel trennt, ist hier klar erkennbar – dunkelblau, präzise. Hier ist alles klar, keine Wand aus Wasserdampf, die den Blick trübt.

Ich richte mein Augenmerk wieder auf die Spielzeugmodell-Stadt, beobachte ein weiteres Mal das ferne Treiben am Strand und die Entstehung der Wellen. Mein Blick fällt wieder auf die Felsen. Diesmal durchbohre ich sie fast mit meinem Blick, versuche, mir alles einzuprägen, jede einzelne Felsformation, jedes noch so kleine Detail. Noch immer sind zahlreiche Boote und Schiffe im Wasser unterwegs. Wohin ihre Reise wohl geht? Ich lasse meinen Blick weiter wandern und konzentriere mich, um die fernen Berge diesmal besser erkennen zu können. Keine Chance, der Wasserdampf ist einfach zu dicht. Doch näher Richtung Strand ist die Horizontlinie nach wie vor klar erkennbar.

Diesen Prozess der Beobachtung und Einprägung wiederhole ich noch einige Male. Doch leider bleibt die Zeit bekanntlich nicht stehen und wenn wir unseren Bus erwischen wollen, sollten wir uns so langsam auf den Rückweg machen. Ich bewege mich langsam rückwärts und beobachte, wie Stadt, Strand und Meer mit jedem Schritt, den ich mich von ihnen entferne, näher zu kommen scheinen. Ein letzter Blick, ein letztes Mal Aufsaugen dieses wunderschönen Anblickes, dann drehe ich mich um und steige die Stufen hoch, die zurück auf die große Haupt-Aussichtsfläche führen. Wir gehen noch ein paar Meter weiter und entdecken weitere tolle Aussichtspunkte. Diesmal ist aber wirklich keine Zeit zum Verweilen. Ein allerletzter Blick, dann machen wir uns auf den Weg nach unten.

Es dauert keine Stunde, bis wir unten angekommen sind. Vor uns erstreckt sich der Strand, das Meer und ein paar hundert Meter weiter die Stadt. Auch von hier unten sieht all das schön aus, sehr schön sogar. Doch es ist nichts gegen die Aussicht von dort oben, von der Spitze des Mount Maunganui, die darüber hinausragt. Diese Aussicht ist nämlich nicht einfach nur schön. Sie ist traumhaft, faszinierend, atemberaubend. 

Der Aufstieg war anstrengend und schweißtreibend, aber für das Keuchen und Schwitzen wurden wir mit der fantastischsten Aussicht belohnt. Das war mal wieder ein Beweis dafür, dass sich Anstrengung und Durchhaltevermögen am Ende immer auszahlen. 

Krissisophie

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